Mortal Kombat 11 [Test]

Kaum ein Spiel ist in den letzten Wochen so heiß diskutiert worden wie der neueste Ableger von Netherrealm Studios Gewaltprügelorgie Mortal Kombat. Sei es wegen der verdammt schicken Grafik auf allen Konsolen außer der Switch oder aufgrund des unglaublichen Grinds, der selbst eingefleischte Fans so stark zum Revoltieren gebracht hat, dass sich Ed Boon persönlich genötigt sah ein Statement herauszugeben, den Algorithmus noch einmal zu überarbeiten. Das Spiel ist da und hier kommt mein Test. Ausnahmsweise ist das mal keine Werbung, ich bin glücklicher Vorbesteller gewesen, habe es selbst erworben und stecke mit niemandem wegen irgendetwas unter einer Decke.

Der Storymodus – SHAKEALITY!!!

In der Story treffen dieses Mal unterschiedliche Zeitlinien aufeinander, was zu durchaus witzigen Situationen führt

Kaum zu Hause angekommen, begann die Schlägerei auch schon. Die Verpackung musste runter. Unter Kraftaufwand, angestrengtem Stöhnen und mithilfe eines spitzen Gegenständes häutete ich die Verpackung letzten Endes – nur um bei Einführen des Spiels in die Switch einen weiteren Tiefschlag zu erhalten. Das Spiel muss zuerst 15,9 GB runterladen, bevor es startklar ist.

Zeit genug, um den Vorbestellercode für Shao Khan einzugeben und anderweitig produktiv zu sein. Nach einer gefühlten Ewigkeit war es dann endlich soweit und das Spiel lief. Als Beat-‚em-up-Noob schaute ich zuerst ins Tutorial. Das ist sehr übersichtlich in die verschiedenen grundlegenden Aktionen unterteilt und hat auch diverse fortgeschrittene Taktiken, Tipps und Tricks. Man kann eine Menge daraus lernen, ich war allerdings mit den Grundlagen zufrieden. Die Erde musste schließlich gerettet werden. Dafür gibt es den Storymodus.

Raiden, Gott des Donners und Beschützer der Erde, ist einer finsteren Macht erlegen und äußerst kampfwütig geworden. Das ruft eine gewisse Kronika, Herrin über den Sand der Zeit, auf den Plan, die kurzerhand einige Schergen aus unterschiedlichen Zeitlinien zusammensammelt, um alles „nach ihren Vorstellungen“ ins Gleichgewicht zu bringen. Unsere Helden versuchen, dies zu verhindern.

Der Story Modus ist, ähnlich den letzten Teilen, wie ein Film in Szene gesetzt. In 4-5 Stunden wird in Filmsequenzen die Geschichte mit Fokus auf einzelne Charaktere erzählt, in deren Haut ihr dann zum Kämpfen schlüpft. Die Animation ist überwiegend flüssig, ich vermute, sie ruckelte nur kurz, weil ich die Switch mal wieder neustarten musste. Was mich jedoch stört, ist das konstante Wackeln der Kamera, als würde ein besoffener einarmiger Wiedergänger auf Speed sie halten. Das mag für manche einen Eindruck von „Found Footage“ oder „Live am Geschehen“ haben, für mich wirkte es eher immersionshemmend.

Es gibt drei Enden, je nachdem ob und wie gut ihr Kronika zum Schluss vermöbelt. Die Kampfszenen vor dem Endkampf fand ich persönlich viel eindrucksvoller als den eigentlichen Kampf, dafür ist das beste Ende auch wirklich schön.

Die Krypta – GRINDALITY!!!

Ein Bild vermag besser zu beschreiben, wie grässlich die Grafik in der Krypta tatsächlich ist. Das ist PS2-Niveau.

Es gibt dem Anschein nach auch abseits der Story eine Menge in Mortal Kombat 11 zu erledigen. Es gibt die herkömmlichen Türme, quasi der Arcade Mode, bei dem man für jeden einzelnen Charakter ein extra Video freischalten und diverse Boni für die verschiedenen Spielmodi farmen kann sowie Zeittürme, die ebenfalls fürs Farmen gedacht sind. Es gibt tägliche und wöchentliche Aufgaben, die zusätzliche Items und Währungen bringen – und das alles haut man in der Krypta auf den Kopf.

Die Idee der Krypta gefällt mir eigentlich sehr gut. Man landet auf Shang Tsungs Insel. Shang Tsun wird im Englischen sogar vom Schauspieler des ersten Films synchronisiert und sieht ihm dementsprechend ähnlich – ein toller Fanservice. Dieser lädt dich dazu ein, seine Insel zu erkunden und dich an seinen Reichtümern zu bedienen. Die befinden sich in Kisten, die einfach überall auf der Insel platziert sind. Man findet hin und wieder Gegenstände, um kleinere Rätsel auf der Insel zu lösen oder Türen zu öffnen, um weitere Gebiete der Insel freizuschalten und noch mehr Kisten zu öffnen. Die Hauptwährungen sind Gold-Koins, Seelen und Herzen. Die meisten Kisten können mit Koins geöffnet werden, überall sitzen komische Gestalten herum, für die ich das passende Item noch nicht gefunden habe, die dann aber vermutlich die Seelen benötigen, und es gibt große, prall gefüllte Kisten für je 250 Herzen.

Lasst das Grinden beginnen…

Die Kisten kosten zwischen 1000 und 15.000 Koins (jedenfalls was ich bisher gesehen habe) und haben dementsprechend mehr oder weniger Items drin. Diese können Währungen, Collectibles wie Zeichnungen oder Soundtracks, neue Fatalities oder Brutalities, Skins, Anpassungsgegenstände oder Verbrauchsgegenstände für die unterschiedlichen Modi sein. Das Gold geht relativ schnell weg. Also muss man wieder kämpfen gehen. Man findet am Anfang der Krypta 225 Herzen und irgendwo habe ich noch 25 Herzen gefunden, sodass ich eine der großen Kisten öffnen konnte. Wenn man aber hochrechnet, dass man pro ausgeführtem Fatality 1 Herz bekommt, kann man kopfschüttelnd diese Kisten für die nächsten Jahre ignorieren – oder sich die Währung durch Echtgeld aufstocken. Wie eingangs erwähnt, war dies ein großer Kritikpunkt (nicht die Mikrotransaktionen an sich, sondern der Gesamtpreis, wenn man alles kaufen würde), der aktuell angeschaut und hoffentlich bald überarbeitet wird.

Es gibt in diesem Spiel einen Anpassungsmodus. Man kann seinen Charakter mit unzähligen Items anpassen, diese mit Buffs versehen und damit die Türme besser bestehen. Da ich mich noch nicht ins Online-Spiel gewagt habe, weiß ich nicht, ob man mit den aufgepowerten Kämpfern auch gegeneinander antreten kann. Das kann ich mir aber kaum vorstellen, da es sonst tatsächlich Pay-to-Win befürworten würde. Das Spiel stand jedenfalls für genau dieses Grinden unter Feuer, denn die ursprüngliche Rechnung ergab einen Betrag von über 6000$, um alles freizuschalten. Ich gönne den Entwicklern ja gerne gute Einnahmen für ein gutes Spiel, aber mir fielen spontan eine Menge sinnvollere Dinge ein, die ich für 6000$ kaufen könnte. Eine andere Konsole z.B., denn…

Die Grafik – BRUTALITY!!!!

Mortal Kombat 11 auf der Switch – wo wabernde Pixel fangen spielen!

… auf der Switch ist das Spiel im Kampf ein Angriff für die Augen.

Man muss den Entwicklern wirklich zugutehalten, dass sie es geschafft haben, die Kämpfe bei flüssigen 60 FPS zu halten. Konstant, ohne Ausnahme 60 FPS, egal ob Docked oder im Handheldmodus. Ich habe auch niemals erwartet, einen Augenschmaus zu erhalten und bin von den Filmsequenzen sogar positiv überrascht gewesen. Bis die Kämpfe starteten und so ziemlich auf jeglichen Schnickschnack verzichtet wurde, der ein Spiel heutzutage ansehnlich macht. Kantenglättung? Frisst Ressourcen, kommt weg! Detaillierte Schattenberechnung oder Glanzeffekte? Zur Hölle damit! Das Spiel wird im Kampf auf das absolute Mindestmaß an Partikeln heruntergeschraubt, um gerade noch zu erkennen, wer gegen wen kämpft und was da passiert. Alles ist mit einem Blur-Effekt versehen und statt Blut gibt es Ketchup.

In der Krypta kann man eine gute Handweite sehen, gerade genug, dass einem von den matschigen Texturen schlecht werden kann. Auch die Kollisionsabfrage lässt hier zu wünschen übrig. Selbst wenn man direkt vor den Vasen steht, haut man gerne mal daneben.

Das Fazit – FINISH HIM!

Die Fatalities sehen trotzdem geil aus!

Pros:

  • Es ist Mortal Kombat 11! Auf der Switch!
  • Flüssige 60 FPS in den Kämpfen, was will man mehr?
  • Der Storymodus ist top! Auch die Synchronisation ist vernünftig

Cons:

  • Meine Augen leiden arg bei der Grafik
  • Meine Geduld leidet arg bei 16 GB Download vorneweg.
  • Mein Verständnis leidet arg unter der Menge an Zeugs, das man sammeln kann

Mortal Kombat 11 ist ein gutes Spiel. Da ich keine Wunder erwartet habe, wurde ich auch nicht von der Grafik enttäuscht, sondern wusste, worauf ich mich einließ. Schöner wird es dadurch zwar nicht, aber da selbst die Switch leistungsfähiger als mein PC
ist, freue ich mich lieber, MK 11 überhaupt spielen zu können. Weniger erfreulich ist der, meiner Meinung nach, übertriebene Grind. Das Spiel versucht mit einer Milliarde Anpassungsmöglichkeiten, Aufrüstungsgegenständen, Kisten, Währungen, Sammelstücken, und Gebrauchsgegenständen für die Türme Content zu „simulieren“. Klar, es ist ein Prügelspiel, das muss berücksichtigt werden. Man spielt die Story und prügelt sich. Alles andere ist Bonus. Aber für mich eben überflüssig und ein Versuch, weniger standfeste Gamer zum Einkaufen zu animieren. Ich grinde einfach nicht gerne nach Moves und wünsche demjenigen, der die Fatalities und Brutalities in Kisten versteckt hat, Pickel an unangenehme Stellen. Wer nur die Switch hat und Mortal Kombat schon immer gerne zocken wollte, kann bei dem Spiel auch auf der Switch zugreifen. Besitzer anderer Konsolen oder eines vernünftigen Gaming PCs sollten lieber dort zuschlagen.

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

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